Erprobte Geschäftsmodelle multiplizieren
Franchising ist eine Wachstums- und Profilierungsstrategie für Start-ups und bereits etablierte Unternehmen. Eine spezielle Vorgehensweise, um erfolgreiche Geschäftskonzepte zu multiplizieren. Für Personen, die sich beruflich selbstständig machen wollen, ist es eine Karrierestrategie. Diese Existenzgründer investieren als Franchise-Nehmer in ein bereits erprobtes Franchise-Geschäftsmodell. Was so simpel klingt, braucht eine solide und vor allem umfassende Vorbereitung. Einen Rundumblick, um die fortwährenden Marktveränderungen, die Chancen und Risiken für das entstehende Franchise-System zu analysieren. Bevor wir uns dem praktischen Aufbau von Franchise-Systemen widmen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Entstehungsgeschichte und die aktuellen Trends. Franchising hat sich zu einer enormen Erfolgsstory rund um den Globus entwickelt. Während in den Schwellenländern China, Brasilien und Indien eine Aufbruchsstimmung auf der Überholspur zu spüren ist, entstehen in den Industrieländern, aus den vielen digitalen und medialen Möglichkeiten heraus, ein neues Selbstverständnis und Selbstbewusstsein. Es ergeben sich vielfältige neue Impulse für die globale Franchise-Wirtschaft. In den aufstrebenden Nationen sind nicht nur die bekannten ausländischen Franchise-Marken präsent, zunehmend werden auch inländische Konzepte per Franchising multipliziert und nehmen beeindruckende Dimensionen an. In Deutschland gehen wir von ca. 950 Franchise-Systemen aus. In Brasilien präsentieren sich bereits gut dreimal so viele Franchise-Konzepte. In China ist mit rund 5.000 Systemen zu rechnen, auf Augenhöhe mit den USA. Nicht nur die reinen Zahlenwerte sind beeindruckend. Auch der Umgang mit der beruflichen Selbstständigkeit und der Übernahme von Franchisen seitens der Existenzgründer ist in Schwellenländern sehr viel offener und motivierter. Das ist sowohl kulturell bedingt als auch aus der Situation heraus geboren. Der Druck, dem Leben eine neue und aussichtsreichere Perspektive zu geben, ist grösser. In der »westlichen Welt« hängt die Übernahme von Franchise-Konzepten stark von der gesamtwirtschaftlichen Situation ab. Je höher die Beschäftigungsquote ist, desto eher gerät die Notwendigkeit, nach alternativen Lösungen für die Erwerbstätigkeit zu suchen, ins Hintertreffen.
Der Ursprung
Der Begriff »Franchising« stammt aus dem mittelalterlichen Frankreich. Dort wurde darunter die Vergabe von Privilegien an Dritte verstanden, die gegen ein Entgelt im staatlichen Interesse produzieren oder Handel betreiben durften. Ins amerikanische Wirtschaftsvokabular übernommen, wurde Franchising in seinen Ausprägungen den Bedingungen der Märkte entsprechend weiterentwickelt.
Mehr zum Thema Franchising!
Praxisbuch Franchising von Veronika Bellone und Thomas Matla
Professorin Veronika Bellone ist Geschäftsführerin der Bellone Franchising GmbH in Zug (Schweiz). Seit über 20 Jahren berät sie Franchise-Unternehmen wie Mövenpick Marché, Eismann, Hilcona und Vorwerk und ist Initiatorin der Franchise-Messe in Zürich. Als Wegbereiterin eines nachhaltigen Franchisings hat sie zusammen mit Thomas Matla den Green Franchise Award entwickelt, der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Franchise Verband in Berlin 2018 zum sechsten Mal vergeben wird.
Thomas Matla ist seit 2008 Partner der Bellone Franchise Consulting GmbH. Er ist Dozent des Schweizer Franchise Verbands in Zürich und publiziert regelmäßig Fachartikel, Buchkapitel und Bücher. Er ist Entwickler und Jurymitglied des Green Franchise Awards. Matla hat 2011 das Greenfranchise Lab für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten rund um die Themen Innovation und Nachhaltigkeit in Berlin gegründet.