Upwork (ehemals oDesk)
ist die mit Abstand größte internationale Plattform mit einem breiten Angebot an Freelancer-Jobs.
Als Freelancer bist du ein freier Mitarbeiter beziehungsweise eine Honorarkraft. Das heißt, du hast in der Regel einen Werks- oder Dienstvertrag mit deinen Klienten, bist aber darüber hinaus komplett ungebunden. Dabei ist es wichtig, dass du als Freelancer nicht fest in eine Organisation eingebunden bist und dass du mehrere Auftraggeber hast. Bei nur einem Klienten giltst du als Scheinselbstständiger, womit du, wie bei einem Angestelltenverhältnis, sozialversicherungspflichtig bist. Indem du deine Fähigkeiten anbietest, hast du die Möglichkeit, ein sofortiges Einkommen zu generieren. Das Freelancing wird somit zu einer der schnellsten Möglichkeiten, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem deine ei- genständigen Projekte genügend Geld abwerfen. Ich selbst habe fast zwei Jahre lang nebenbei als Freelancer im Bereich Übersetzungen und Onlinemarketing gearbeitet. Zwar hatte ich grundlegende Kenntnisse in beiden Bereichen, aber weder eine Ausbildung noch die nötige Berufserfahrung. Auch wenn ich anfangs nur einen geringen Stundenlohn erzielen konnte, erhöhten sich mit jedem neuen Auftrag meine Preise und meine Referenzen. Nach einem Jahr konnte ich mir meine Klienten aussuchen und musste immer weniger Jobs annehmen, um meinen Lebensunterhalt zu sichern. Es war für mich ein gutes Sprungbrett in die »echte« Selbstständigkeit, da ich mir nützliche Fähigkeiten aneignen und wertvolle Kontakte knüpfen konnte. Wenn du bereits Fachwissen oder Fähigkeiten in einem speziellen Bereich mitbringst, umso besser. Der Einstieg in das Freelancing sollte dir damit deutlich leichter fallen, als es bei mir der Fall gewesen ist. Folgende Schritte helfen dir bei deinem Start als Freelancer:
Finde deine Marktnische, formuliere in einem kurzen Satz, welchen konkreten Service du anbieten möchtest und welchen Mehrwert du deinen Klienten damit bietest. Selbst wenn du kein abgeschlossenes Studium oder eine relevante Ausbildung vorzuweisen hast, ist es möglich, in den Bereichen On- linemarketing, Übersetzung, Content-Erstellung und allgemeiner Administration erste Jobs für den Einstieg zu finden. Du brauchst kein außergewöhnliches Expertenwissen, sondern musst dich gut verkaufen können und deine Nische16 clever auswäh- len. Orientiere dich dabei nicht nur an deinen Fähigkeiten, sondern auch am Bedarf. Dir muss es gelingen, den Mehrwert deines Servi- ces in einem Satz zu formulieren, um ihn für Klienten interessant zu machen. Hier ein Beispiel für eine mögliche Nische, wenn du als Überset- zer arbeiten möchtest: In der Regel bist du als Übersetzer einer von Millionen. Als Deutsch-Englisch-Übersetzer bist du nur noch einer von Tausenden. Als Deutsch-Englisch-Übersetzer mit Spezialge- biet Smartphone-Apps bist du einer von Hunderten. Wenn du dann noch lernst, wie SEO in App Stores funktioniert, dann wirst du ei- ner von ganz wenigen sein. In dieser Nische bist du aufgrund der ge- ringeren Konkurrenz viel stärker nachgefragt, kannst dich schneller als Experte positionieren und damit auch deutlich höhere Stundensätze verlangen.
Akquiriere erste Kunden – mache dein Angebot öffent- lich und erstelle jeweils ein Profil bei einem internationalen und ei- nem deutschen Freelancer-Portal. Lasse deine Freunde, alte Arbeitgeber und dein soziales Netzwerk wissen, welche Services du anbietest. Alternativ kannst du deinen Weg ins Freelancing auf deiner Facebook-Seite dokumentieren, so- dass es sich weniger nach Werbung anfühlt, aber dennoch von dei- nen Kontakten wahrgenommen wird. Wenn du noch wenig bestehende Beziehungen zu potenziellen Auf- traggebern hast, dann melde dich auf den großen Freelancer-Porta- len an. Dort stellen Auftraggeber Jobgesuche ein, auf die du dich mit deinem Profil, deinem Stundensatz und einem kurzen Anschreiben bewerben kannst. Auf diese Art kommst du schnell an erste Aufträ- ge. Auch wenn die Bezahlung niedrig ist, hast du so die Möglichkeit, erste Erfahrungen und Referenzen zu sammeln. Abhängig von deiner gewählten Nische würde ich dir vorschlagen, dich in einer der international bekannten, allgemeinen Jobbörsen anzumelden sowie bei einem auf deinen Tätigkeitsbereich ausge- richteten Jobportal. Hier eine kleine Auswahl:
Kalkuliere deinen Mindeststundenlohn, schlage 50 Prozent darauf und begehe nie den Fehler, dich unter Wert zu verkaufen. Dein Wert als Freelancer bestimmt sich durch dein Know-how und deine Fähigkeiten zur Selbstvermarktung. Je besser du den Nutzen für einen Auftraggeber kommunizieren kannst, desto mehr ist dieser bereit zu bezahlen. Dabei geht es vielmehr um den wahrgenommenen Nutzen als um deine eingesetzte Arbeitszeit. Um rationaler an die Preisfindung heranzugehen, kalkuliere deine monatlichen Kosten, teile diese durch deine verfügbare Arbeitszeit und du erhältst deinen Mindeststundenlohn. Bei der Kalkulation deines Mindeststundenlohns solltest du auch Ausgaben für Steuern, Versicherung und Administration nicht unberücksichtigt lassen. Die meisten Freelancer tendieren dazu, zu wenig Stundenlohn zu verlangen, da sie es nicht gewöhnt sind, den Wert ihrer Arbeit selbst zu bestimmen. Denke daran, dass die Höhe deiner Stundensätze auch den wahrgenommenen Wert deiner Dienstleistungen bei deinen potenziellen Klienten bestimmt. Vermeide es, dich in den Preiskampf mit Studenten oder Freelancern aus Entwicklungsländern zu begeben. Es ist immer besser, wenige, aber gute Klienten zu haben, als ein großes Portfolio an schlecht bezahlenden und ständig nörgelnden Kunden zu bedienen.
Lege eine eigene Portfolio-Seite an und fülle diese mit In- halten zu deinen Services, vergangenen Jobs und Rezensionen. Potenzielle Klienten interessieren sich weniger für deinen Lebens- lauf oder deine erlangten Zertifikate, sondern für dein Portfolio an bisherigen Jobs und Referenzen. Dieses Portfolio ist im Idealfall eine eigene kleine Website. Als nächstbeste Alternative kommt ein Profil in einem Freelancer-Portal infrage. In der Regel hast du zu Beginn wenig bis gar nichts vorzuweisen. Wenn das der Fall ist, dann versuche so schnell wie möglich, kleine Aufträge über Jobbörsen zu bekommen, und bitte nach Abgabe so- fort um eine Bewertung. Zu Beginn ist es auch vollkommen okay, dich unter Wert zu verkaufen, denn die Referenzen führen auf lange Sicht zu einem höheren Verdienst. Frage auch in deinem Bekannten- kreis nach, ob jemand deinen neuen Service vergünstigt oder kos- tenfrei testen will, und bitte dann um eine Empfehlung. Portfolio auf deiner eigenen Website: Sichere dir am besten eine Domain mit deinem Namen. Wenn diese schon belegt ist, dann werde kreativ. Installiere WordPress und suche nach einem Portfolio Theme19, wel- ches zu deinen angebotenen Services passt. Beschränke die Infos auf der Seite auf das Wichtigste zu deiner Person, deinen Leistungen, dei- nem Portfolio und ein Kontaktformular. Im Vordergrund sollte dabei immer stehen, welchen Mehrwert du deinen Kunden bieten kannst. Portfolio auf Freelancer-Portalen: Auf den meisten Freelancer-Por- talen kannst du bisherige Projekte eintragen und Arbeitsproben in Form von Textdokumenten, Videos oder Grafiken hochladen. Neben diesem Portfolio sind die Bewertungen deiner Auftraggeber ab- solut essenziell. Sobald du ein paar 5-Sterne-Bewertungen bekommen hast, werden deine zukünftigen Bewerbungen ganz anders wahrgenommen. Versuche also immer, deine Kunden glücklich zu machen, und frage nach Bewertungen.
Lege eine Kundendatenbank an, die potenzielle, aktuelle und vergangene Auftraggeber enthält, und erhöhe ständig die Qualität deiner Klienten. Überlege dir genau, wer deine Services brauchen könnte und wo du diese vermarkten kannst. Dafür kommen beispielsweise Foren, Gruppen auf LinkedIn, XING oder Facebook und Blogs infrage. Bringe dich dort in Gespräche ein und versuche mit deinem Wissen zu helfen, ohne direkt deine Services anzubieten. Denke auch darüber nach, welche bestehenden Kontakte aus dei- nem Freundeskreis oder deiner beruflichen Vergangenheit du an- schreiben könntest. Selbst wenn diese am Ende nicht zu Kunden werden, kennen sie eventuell jemanden, der es werden könnte. Im Idealfall solltest du nach einigen Monaten keine aktive Kun- denakquise mehr betreiben müssen, sondern Aufträge durch Emp- fehlungen erhalten. Sobald du einige Jobs erledigt hast, wirst du merken, dass dich zufriedene Auftraggeber gerne weiterempfehlen und dir Folgeaufträge übertragen. Pflege die Beziehungen mit die- sen guten Klienten und lasse sie wissen, dass du freie Kapazitäten für zukünftige Aufträge hast. Wenn du an einem Punkt mehr Aufträge bekommst, als du abar- beiten kannst, dann ist es an der Zeit, sich von den weniger guten Klienten zu trennen. Der beste Filter ist es, einfach deine Preise zu erhöhen, woraufhin die »schlechten Kunden« von ganz allein ab- springen. Über die Zeit erhöhst du damit nicht nur dein Einkom- men, sondern auch die Qualität deiner Kundenbeziehungen.
Verliere dein langfristiges Ziel nicht aus den Augen – versuche, den Anteil deiner Gleitzeit für eigene Projekte ständig zu erhöhen, um so den Übergang vom Freelancer zum Unternehmer zu schaffen. Vielleicht macht dir die Arbeit als Freelancer so viel Spaß, dass du diese ein paar Jahre machen willst. Wenn es dir wie mir und vielen anderen geht, dann willst du dich jedoch irgendwann weiterentwickeln. Ich kann dir nur dringend ans Herz legen, dir von Anfang an eine langfristige Strategie zurechtzulegen. Nimm dir ab dem ersten Tag immer etwas Zeit für eigene Projekte. Dein Ziel sollte es sein, Monat um Monat weniger Zeit für deine Kunden und mehr Zeit in den Aufbau deines eigenen Unternehmens zu investieren. Genau so habe ich es gemacht. Nach einem Jahr als Freelancer hatten meine eigenen Projekte genügend Einnahmen, sodass ich mich von dem Großteil meiner Klienten trennen konnte. Dann habe ich ein Unternehmen gegründet, bei dem einige meiner alten Klienten trotz höherer Preise heute immer noch Dienste buchen, die ich selbst an andere Freelancer auslagere. Bekannt ist diese Skalierung durch Standardisierung von Arbeitsschritten und Prozessen auch unter dem Namen »Productized Service«. Noch ein abschließender Hinweis zu diesem Text: Sobald du die Tätigkeit als Freelancer aufnimmst, musst du abhängig von deinen Dienstleistungen ein Gewerbe oder dich beim Finanzamt als Freiberufler anmelden. Ob deine Tätigkeiten freiberuflich oder gewerblich sind und was es bei der Anmeldung zu beachten gibt, kannst du hier nachlesen.
Jeder, der selbstbestimmt und ortsunabhängig arbeiten möchte, muss sich – anders als in einem herkömmlichen Angestelltenverhältnis – ganz besonderen Herausforderungen stellen: Welche Auswirkungen hat dies auf den Alltag? Welche bürokratischen und auch ganz praktischen Hürden gilt es zu überwinden? Was muss beispielsweise bei Versicherungen, Erreichbarkeit und Steuer beachtet werden? Sebastian Kühn hat den Schritt in die ortsunabhängige Selbstständigkeit erfolgreich geschafft und hilft mit seinem Buch nun anderen dabei, das zu erreichen, was er bereits lebt. In seinem Handbuch für digitale Nomaden berichtet er – und viele andere digitale Nomaden – von seinen Erfahrungen und bietet ein praxisbezogenes Nachschlagewerk, um den Traum vom ortsunabhängigen Arbeiten mit einem guten Plan in der Hinterhand umzusetzen.