Als Gewerbetreibender musst du dich vor der Anmeldung beim Gewerbeamt für eine Rechtsform deines Unternehmens entscheiden. Für Freelancer, Blogger und Infopreneure wird das in der Regel das Einzelunternehmen sein. Alle anderen Rechtsformen sind mit mehr Aufwand und Kosten verbunden. Ob diese für dich Sinn machen, solltest du dir also genau überlegen. Auch Freiberufler können ein Unternehmen gründen, wenn sie im Team arbeiten möchten; zwingend ist das aber nicht. Die relevantesten Rechtsformen für ortsunabhängige Selbstständige stelle ich euch in aller Kürze vor.
Einzelunternehmer
Wenn du anfangs ohne Partner arbeitest, reicht diese Rechtsform vollkommen aus. Die Anmeldung beim Gewerbeamt ist problemlos und ein Handelsregistereintrag ist, bis auf wenige Ausnahmen, nicht erforderlich. Im Geschäftsverkehr trittst du mit deinem eigenen Namen auf, kannst dich also nicht hinter einem Unternehmen »verstecken«. Bis zu einem Jahresgewinn von 50.000 Euro beziehungsweise einem Jahresumsatz von 500.000 Euro bist du nicht bilanzierungspflichtig. Es reicht die einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR). Wie beim Freiberufler besteht hier der Nachteil in der Haftung mit dem Privatvermögen. Dem gegenüber steht der wohl größte Vorteil dieser Rechtsform, der besonders die ersten Jahre nach der Gründung einfacher macht: die Kleinunternehmerregelung nach §19 UStG.
Kleinunternehmer(regelung)
Als Freiberufler und Einzelunternehmer kannst du beim Finanzamt von dieser Regelung Gebrauch machen. Damit bist du bis zu einem geschätzten Jahresumsatz von weniger als 17.500 Euro im ersten Jahr umsatzsteuerbefreit. Das heißt, du musst keine Umsatzsteuer auf Rechnungen angeben und daher auch nicht abführen. Das heißt natürlich auch, dass du keine bezahlte Vorsteuer für Eingangsrechnungen geltend machen kannst. Sobald du den Jahresumsatz von 17.500 Euro im laufenden Geschäftsjahr und geschätzte Umsätze von 50.000 Euro im Folgejahr überschreitest, bist du zum Ausweis der Umsatzsteuer verpflichtet. Sofern du dich nicht daran störst, nach außen hin auf Rechnungen als »kleiner Unternehmer« aufzutreten, solltest du dich aus Gründen der Einfachheit am Anfang für die Kleinunternehmerregelung entscheiden.
Personengesellschaften
Im Team zu gründen macht dann Sinn, wenn Verantwortung, Investition und Haftung auf mehrere Schultern verteilt werden sollen. Personengesellschaften sind keine eigenständigen Rechtsobjekte, sondern Zusammenschlüsse von Gesellschaftern. Anders als Kapitalgesellschaften sind sie nur eingeschränkt rechtsfähig und Gesellschafter auch mit ihrem Privatvermögen haftbar (außer der Kommanditist bei der KG, der nur mit seiner Einlage haftet).
GbR – Gesellschaft bürgerlichen Rechts
Eine GbR kann mit mindestens zwei Personen formlos gegründet werden. Es wird kein Gesellschaftervertrag benötigt. Der Akt der Gründung kann durch den Kauf einer gemeinsamen Domain oder ein schriftlich festgelegtes Konzept vollzogen werden. Auch für Freiberufler ist die GbR eine Option. Nachteile sind die persönliche Haftung bei Abmahnungen oder Schadensersatzansprüchen und die oft unklaren Gesellschafterverhältnisse.
Offene Handelsgesellschaft und Kommanditgesellschaft
Weitere Personengesellschaften sind die OHG (Offene Handelsgesellschaft) und die KG (Kommanditgesellschaft). Für diese ist ein Eintrag ins Handelsregister und eine doppelte Buchführung zwingend. Gehaftet wird hier wie bei dem Einzelunternehmen mit dem Privatvermögen (außer Kommanditist bei der KG als Teilhafter). Jedoch wird die Gründung einer OHG oder KG für Onlineunternehmer in den wenigsten Fällen sinnvoll sein.
Kapitalgesellschaften
Kapitalgesellschaften sind eigenständige Rechtsobjekte (juristische Personen), die selbst Geschäfte durchführen können (zum Beipiel Kredite aufnehmen, Immobilien kaufen). Der große Vorteil ist die Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen. Eine Gründung mit mehreren Partnern ist möglich. Generell ist bei der Kapitalgesellschaft ein Eintrag ins Handelsregister und die doppelte Buchführung nötig.
GmbH – Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Für die Gründung einer GmbH wird ein notariell beurkundeter Gesellschaftervertrag, ein Handelsregistereintrag und eine Mindesteinlage von 25.000 Euro Stammkapital benötigt. Das Stammkapital ist dabei als eine Art Kaution zu sehen. Natürlich ist es nicht verloren, sondern dient als Startguthaben für Investitionen. Das Führen einer GmbH ist aufgrund von Bilanzierungspflicht und klar geregelten Gesellschafterverhältnissen sehr formell. Spätestens bei dieser Rechtsform geht es nicht mehr ohne Steuerberater und Buchhalter.
UG – Unternehmergesellschaft
Die UG wird auch als Mini-GmbH bezeichnet. Sie kann mit einem Stammkapital von einem Euro gegründet werden. Die »GmbH light« ist quasi die deutsche Variante der britischen Limited. Der einzig nennenswerte Unterschied zur GmbH ist die geringe Einlage, die im Außenauftritt auch als Haftungsbeschränkung sichtbar ist. Gedacht ist die UG vom Gesetzgeber als Übergangslösung zur GmbH, da nicht die kompletten Jahresgewinne ausgeschüttet werden dürfen, sondern mindestens 25 Prozent als Rücklage einbehalten werden, bis das Stammkapital von 25.000 Euro erreicht wird.
Ltd. – ausländische Limited
Eine weitere Option ist die britische Limited. Die Gründung ist günstig und unkompliziert. In vielen Ländern muss der Director auch keinen Wohnsitz haben, sondern es reicht eine Sekretärin vor Ort, die über eine Agentur arrangiert werden kann. In einigen Städten wie Hongkong und Singapur oder auf den Seychellen spricht man von Offshore-Unternehmen, die für Einkünfte außerhalb des Landes keine Steuern bezahlen müssen. Weitere Vorteile sind die Haftungsbeschränkung und die Gründung ohne Mindeststammkapital. Große Probleme können die unbekannten Gesetze und Steuersysteme mit sich bringen. Wenn du direkt mit deutschen Kunden zusammenarbeitest, solltest du dir auch über die Reputation des Landes, in dem die Limited angemeldet ist, Gedanken machen.
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Das Handbuch für digitale Nomaden von Sebastian Kühn
Jeder, der selbstbestimmt und ortsunabhängig arbeiten möchte, muss sich – anders als in einem herkömmlichen Angestelltenverhältnis – ganz besonderen Herausforderungen stellen: Welche Auswirkungen hat dies auf den Alltag? Welche bürokratischen und auch ganz praktischen Hürden gilt es zu überwinden? Was muss beispielsweise bei Versicherungen, Erreichbarkeit und Steuer beachtet werden? Sebastian Kühn hat den Schritt in die ortsunabhängige Selbstständigkeit erfolgreich geschafft und hilft mit seinem Buch nun anderen dabei, das zu erreichen, was er bereits lebt. In seinem Handbuch für digitale Nomaden berichtet er – und viele andere digitale Nomaden – von seinen Erfahrungen und bietet ein praxisbezogenes Nachschlagewerk, um den Traum vom ortsunabhängigen Arbeiten mit einem guten Plan in der Hinterhand umzusetzen.